Direkt zum Inhalt

(Jugend) Widerstand
in der DDR

Das Video von Leonhard aus Berlin setzt sich mit dem Thema Straftatbestand Rowdytum im Ostberliner „langen Jammer“ auseinander.
Die SED (Sozialistische Einheitspartei Deutschland) war die alleinige herrschende Partei in der DDR und sie erhob den gesellschaftlichen Alleinvertretungs- und Herrschaftsanspruch. Um die Bevö lkerung zu kontrollieren und zu überwachen, wurde das MfS (Ministerium für Staatssicherheit) gegründet. Das MfS kontrollierte durch verschiedene Methoden der Bespitzelung jegliche Art der Kommunikation der DDR-Bürger*innen. So konnten Inhalte und Erscheinungsbilder von politisch abweichendem Verhalten, Widerstand und Opposition schnell aufgedeckt und bestraft werden. Trotz der staatlichen Repression entstanden Bürger- und Oppositionsbewegungen, die sich gegen den Staat aussprachen und sich der kommunistischen Diktatur nicht anpassen wollten.

Volksaufstand 17. Juni 1953

Die DDR befand sich 1953 in einer tiefen wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Krise und die Bürger*innen wurden immer unzufriedener mit dem herrschenden sozialistischen System. Lebensmittel waren knapp, der allgemeine Lebensstandard sank immer weiter ab und auch die Löhne waren nicht der Arbeitsnorm angepasst. Viele wanderten als Resultat in die BRD ab. Auch kam es zu Protesten in der gesamten DDR. Daraus resultierend gingen Menschen auf die Straßen und forderten freie Wahlen, die Wiedervereinigung, die Ablö sung der politischen Führung und die Freilassung von politischen Gefangenen. Die sowjetischen Besetzungstruppen schlugen diese Proteste jedoch blutig nieder und übernahmen vorübergehend die Regierungsgewalt.

Umweltbewegungen

Offiziell leugnete die DDR Umweltprobleme und in den Medien wurde nicht darüber berichtet. Es gab jedoch Bürger*innen, die sich auf anderen Wegen über die Umweltprobleme informierten, Umweltgruppierungen gründeten und sich so für die Umwelt einsetzten. Sie wollten die Zustände in der DDR öffentlich machen und mehr Menschen aktivieren, sich für eine lebenswerte Umwelt einzusetzen. Eines der wichtigsten Anliegen war es, den GAU in Tschernobyl 1986 ö ffentlich zu machen, da die DDR ihre Bürger*innen auf keine Weise darüber informierte. Aber auch Themen wie Zerstö rung beim Uranabbau oder der Einfluss von Chemiewerken und der Kohleabbau waren zentrale Anliegen der Umweltgruppierungen.

Punks in der DDR

Die Bewegung der Punks wurde aufgrund ihres äußeren und sichtbar rebellischen Auftretens vom Staat von Beginn an als kriminell gesehen. Durch ihr auffälliges Aussehen wollten Punks offen provozieren und äußerten damit eine generelle Ablehnung gegenüber dem Staat und staatlicher Autorität. Gegenüber der restlichen Bevö lkerung fielen Punks durch gefärbte und ausgefallene Frisuren, Lederjacken, provokante anarchistische Sprüche, Hunde- und Nietenhalsbänder, Stiefel und ihren „besonderen“ Musikgeschmack auf. Aufgrund dessen waren sie meist unter staatlicher Beobachtung. Der Staat fühlte sich von der Bewegung der Punks sehr provoziert und versuchte deren Aktivitäten so gut wie mö glich zu unterbinden. Es kam zu vielen Festnahmen und der Auflösung von Punk-Bands. Ein ähnliches Vorgehen des Staates, aber in einem anderen Ausmaß, ließ sich bei anderen Jugendbewegungen wie beispielsweise der Blues-Szene beobachten.

Evangelische Kirche

Offiziell wurde in der Verfassung der DDR allen Bürger*innen Glaubens- und Gewissensfreiheit zugestanden. Jedoch schränkte der Staat den Handlungsspielraum der Kirchen – wie auch in anderen sozialistischen Ländern – immer drastischer ein, sodass sie immer mehr aus der öffentlichen Gesellschaft gedrängt wurden. Der Religionsunterricht wurde in den Schulen gestrichen, teilweise mussten christliche Kinder die Schule verlassen und auch sonst hatten die Kirchen nicht mehr die gleichen Einflussmöglichkeiten wie früher. Um den Einfluss der Kirche ganz zu verdrängen, führte die DDR beispielsweise die sogenannte „Jugendweihe“ als Ersatz zur Konfirmation und zu weiteren religiösen Ritualen ein.

Ab den 1960er Jahren bot die evangelische Kirche Friedensgruppen und anderen Aktivist*innen-Gruppen ihr Dach für Versammlungen an. Bald schon vernetzten sich Friedens-, Umweltaktivst*innen und unterschiedliche Jugendgruppen in der Kirche. Von diesen Bewegungen gingen entscheidende Geschehnisse für den späteren Sturz der DDR-Regierung aus. Ohne die Aktivitäten und den Einsatz der Kirche wäre der Umbruch und damit die Wende 1989 also nicht möglich gewesen.

Bluesmessen

Bei den Bluesmessen handelte es sich um Gottesdienste, bei denen von 1979 bis 1987 tausende von Jugendlichen anwesend waren. Dies waren jedoch keine Gottesdienste im klassischen Sinne. Teil der Veranstaltungen waren unkonventionelle und politisch angehauchte Predigten, Gebete und Sketche über Themen wie beispielsweise Freiheit. Die erste Bluesmesse fand in der Samariterkriche in Ostberlin mit dem Pfarrer Rainer Eppelmann statt. Da die Inhalte oft kritisch und provokativ gegenüber dem Staat waren, wurden die Messen vom Staat überwacht. Mit der Zeit erließ die SED jedoch immer mehr Auflagen für die Durchführung der Messen, sodass diese kurz vor der Wende 1987 eingestellt wurden.

Friedliche Revolution

Viele vorangegangene und immer mehr werdende Widerstandsaktionen und Proteste leiteten die bald nahende Wende ein. Hinzu kam die Massenflucht im Sommer 1989 von DDR-Bürger*innen über andere sozialistische Staaten und die auch dort zunehmenden Aufstände gegen die Staatsmacht. Am 9. November 1989 schließlich spitzte sich die Lage mitsamt der vorangegangenen Proteste in der DDR zu. Die DDRGrenzen wurden geöffnet, die Mauer fiel und tausende Bürger*innen jubelten.

Wissenscheck

  1. Welchen Gruppierungen konnten sich Jugendliche in der DDR anschließen, die mit dem politischen System unzufrieden waren und sich mit anderen kritisch Denkenden vernetzen wollten?
  2. Recherchiere, wie die SED-Führung und das Ministerium für Staatssicherheit versuchten, die Durchführung von Blues-Messen zu beenden.
  3. Wie fällt die heutige Strafe für illegale Graffitis an Brücken oder ähnlichen offiziellen Gebäuden aus?

Weitere Beiträge der Jugendlichen zum Thema (Jugend)Widerstand

Schlaglichter zum Jugendwiderstand in der DDR (Beitrag von: Eneas)

Dokumente und Materialien

Politik und Unterricht – Leben in der DDR (Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg)

Angebote von Museen, Gedenkstätten und anderen Institutionen

Wartet nicht auf bess’re Zeiten! Zum Jugendwiderstand in der DDR (Jugend[widerstands]museum)
Jugendopposition in der DDR (Robert-Havemann-Gesellschaft e. V.)
Didaktisches Material der Webseite Jugendopposition in der DDR (Robert-Havemann-Gesellschaft e. V.)
Opposition und Widerstand (LEMO – Lebendiges Museum online)
Umweltprotest verboten! – Young & Free Podcast (Kooperative Berlin)
Von der Stasi fertig gemacht – Young & Free Podcast (Kooperative Berlin)

Quellen:

Adenauer Campus
Haus der deutschen Geschichte
MDR (online)
Jugendopposition in der DDR
Stasi Unterlagenarchiv (Bundesarchiv)
Ihre Meinung ist uns wichtig! EVALUATION IN 3 MINUTEN AUSFÜLLEN!